Paul Juon Orchesterwerke - Aufführungsbeiträge
Die Internationale Juon Gesellschaft (IJG) hat zum 150. Geburtstag von Paul Juon acht Werke erstmals herausgegegeben. Eine Gelegenheit zum Entdecken spätromantischer Musik.
Es ist dem EOV Vorstand seit Jahren ein Anliegen die Werke von Schweizer Komponisten zu fördern. Anlässlich des Jubiläums von Paul Juon wird der EOV Erinnerungen an einen Komponisten aufleben lassen, der in Ost- und Nordeuropa gelebt hat und mit seiner Kreativität aus diesen Kulturen Musik schöpfte und gestaltete. Mit seinem Schaffen zwischen Romantik und „Neuer Musik“ erzählt er Geschichten und berichtet über Zeiten des Umbruchs. Seine grosssen weiten Melodien beeinflusst von russischer Schwermütigkeit sowie seine rhythmische, oft tänzerische Vielfältigkeit geben den Werken eine besondere Ausstrahlung, wecken das Interesse der Musizierenden und Zuhörer.
Die von der IJG herausgegebenen Werke sind in der untenstehenden Tabelle in der Spalte Edition mit "Orchesteredition IJG" gekennzeichnet. Diese Werke warten auf eine Aufführung und sind für ambitionierte Amateurorchester spielbar!
Der EOV fördert die Aufführung der Werke mit einem finanziellen Beitrag. Die Beitragshöhe orientiert sich an der Neuigkeit der Ausgabe (Orchesteredition vor Verlag) und an der Dauer der Werke.
Die Noten der Orchesteredition können über die EOV Bibliothek bestellt werden. Unsere Bibliothek wird die Partitur und die Einzelstimmen elektronisch als PDF bereitstellen. Mit den folgenden Auszügen können Sie sich ein Bild über die Notenqualität machen:
- Partitur Sinfonie fis-Moll, op. 10, 4. Satz
- Partitur 'Drei sinfonische Skizzen', ohne op., Scherzo
- Flötenstimmen aus dem Scherzo der 'Drei sinfonischen Skizzen'
- Berceuse für Solo-Vl und Orchester, op. 28
Damit geeignete Werke durch die EOV Orchester mit überschaubarem Aufwand ausgewählt werden können, hat der EOV den mit Amateurorchestern erfahrenen Dirigenten Hugo Bollschweiler beauftragt, die acht von der Juon Gesellschaft herausgegebenen Werke nach aufführungstechnischen Kriterien zu bewerten. Es sind dies die folgenden Werke:
• Berceuse für Violine Solo mit kleinem Orchester, A Dur |
• Jngeborgs Klage |
• Thema mit Variationen für Orchester |
• Ballett Suite aus dem Tanzpoem «Psyche» |
• Drei Sinfonische Skizzen |
• Aus einem Tagebuch |
• Tanz Capricen |
• Sinfonie Nr. 1, fis Moll |
Neben der quantitativen Bewertung, die schnell einen Überblick verschaffen soll, in welchem Schwierigkeitsgrad sich ein Werk befindet, gibt der Bericht auch Einblick in die spezifischen Herausforderungen. Somit können kritische Stellen schnell identifiziert und genauer geprüft werden.
Der vollständige Bericht gibt für jedes der aufgelisteten Werke die Besetzung, die Dauer sowie die aufführungspraktischen Einschätzungen in den folgenden Dimensionen wieder:
- Virtuosität, Tempo
- Tonarten, Intonation
- Länge, Ausdauer, Kondition
- Rhythmus, Ensemble-Komplexität
- Solostellen, solistische Anforderungen
- Dirigat
Die Verlage bieten ihre Werke nur als Leihnoten an. Bitte wenden Sie sich direkt an den jeweiligen Verlag. Im folgenden eine Übersicht über die Orchesterwerke von Paul Juon:
Titel | Opus | Entstehung | Besetzung | Dauer | Edition | EOV Aufführungsbeitrag |
---|---|---|---|---|---|---|
Orchesterwerke | ||||||
Thema mit 8 Variationen | 2 2 2 2 - 4 2 0 0 - Str | 9' | Orchesteredition IJG | CHF 400 | ||
Jngeborgs Klage -Ballade für grosses Orchester | 3a | 1894 | 2 2 2 2 - 4 2 3 1 - Timp, Hp, Str | 9’ | Orchesteredition IJG | CHF 400 |
Sinfonie Nr. 1, fis-Moll | 10 | 1895 | 2 2 2 2 - 4 2 3 0 - Timp, Str | 40’ | Orchesteredition IJG | CHF 2000 |
Sinfonie Nr. 2, A-Dur | 23 | 1903 | 3 3 2 3 - 4 2 3 1 - Timp, Hp, Str | 42’ | Lienau/Schott | CHF 1600 |
Vaegtervise (Wächterweise) Fantasie nach dänischen Volksliedern | 31 | 1904 | 3 3 2 3 - 6 2 3 1 - Timp, Perc, Str | 18’ | Lienau/Schott | CHF 600 |
Ballet-Suite Aus dem Tanzpoem 'Psyche' | 32a | 1905 | 3 3 3 3 - 4 3 3 1 - Timp, Perc, Hp, Str | 30’ | Orchesteredition IJG | CHF 2000 |
Aus einem Tagebuch Symphonische Skizzen für grosses Orchester | 35 | 1906 | 3 3 3 3 - 4 3 3 1 - Perc, Hp, Str | 23’ | Orchesteredition IJG | CHF 1600 |
Eine Serenadenmusik | 40 | 1907 | 2 1 2 2 - 2 0 0 0 - Timp, (+Trgl), Str | 24’ | Lienau/Schott | CHF 1200 |
Sinfonische Musik (nach dem Quartett op. 50) | 50a | 1911 | 2 2 2 2 - 3 0 0 0 - Timp, Perc, Klav, Str | 30’ | Lienau/Schott | CHF 1200 |
Suite in 5 Sätzen | 93 | 1934 | 2 2 2 2 - 4 2 1 0 - Timp, Perc, Str | 23’ | Birnbach | CHF 1200 |
Anmut und Würde Suite für Orchester | 94 | 1936 | 3 2 2 3 - 4 2 3 1 - Timp, Perc, Str | 18’ | Lienau/Schott | CHF 600 |
Rhapsodische Sinfonie | 95 | 1937 | 3 3 3 3 - 4 3 3 1 - Timp, Perc, Hp, Str | 44’ | Lienau/Schott | CHF 1200 |
Tanz-Capricen | 96 | 1938 | 4 3 3 3 - 4 3 3 1 - Timp, Perc, Hp, Str | 28’ | Orchesteredition IJG | CHF 2000 |
Sinfonietta capricciosa | 98 | 1939 | 2 3 2 3 - 4 3 0 0 - Timp, Perc, Str | 30’ | Lienau/Schott | CHF 1200 |
Drei Sinfonische Skizzen | - | - | 2 2 2 2 - 4 2 3 1 - Timp, Perc, Hp, Str | 18’ | Orchesteredition IJG | CHF 1200 |
Werke für Soloinstrument(e) und Orchester | ||||||
Kammersinfonie für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott, Klavier und Streichorchester | 27 | 1905 | 0 1 1 1 - 1 0 0 0 - Klav, Str | 38’ | Lienau/Schott | CHF 1200 |
Berceuse für Violine und kleines Orchester | 28, 3 | 1905 | 2 1 2 2 - 2 0 0 0 - Perc, Hp, Str | 3’ | Orchesteredition IJG | CHF 400 |
Violinkonzert Nr. 1, h-Moll | 42 | 1908 | 3 2 2 3 - 4 2 0 0 - Timp, Perc, Hp, Str | 30’ | Lienau/Schott | CHF 1200 |
Konzert für Violine, Violoncello und Klavier mit Orchester (Episodes concertants) | 45 | 1910 | 2 2 2 3 - 4 2 3 1 - Timp, Str | 40’ | Lienau/Schott | CHF 1200 |
Violinkonzert Nr. 2, A-Dur | 49 | 1911 | 2 2 2 2 - 4 2 3 0 - Timp, Str | 31’ | Lienau/Schott | CHF 1200 |
Mysterien Tondichtung für Violoncello und Orchester | 59 | 1914 | 3 3 3 3 - 4 2 3 1 - Timp, Perc, Hp, Str | 21’ | Leuckart | CHF 600 |
Violinkonzert Nr. 3, a-Moll | 88 | 1930 | 2 2 2 2 - 2 2 0 0 - Timp, Perc, Str | 31’ | Birnbach | CHF 1200 |
Burletta Konzertstück für Violine und Orchester | 97 | 1939 | 3 2 2 2 - 4 2 0 0 - Timp, Perc, Str | 12’ | Lienau/Schott | CHF 400 |
Werke für kleines Orchester | ||||||
Fünf Stücke für Streichorchester | 16 | 1901 | Str (mit Perc ad lib.) | 16’ | Lienau/Schott | CHF 600 |
Serenade für Streichorchester | 85 | 1928 | Str (mit Klav ad lib.) | 15’ | Lienau/Schott | CHF 600 |
Kleine Sinfonie für Streichorchester (Schulorchester) | 87 | 1929 | Str (mit Klav ad lib.) | 16’ | Lienau/Schott | CHF 600 |
Divertimento für Streichorchester (Schulorchester) | 92 | 1933 | Str (mit Klav ad lib.) | 20’ | Birnbach | CHF 600 |
Bedingungen
Die Beiträge werden unter folgenden Bedingungen vergeben:
- Das Orchester ist EOV Mitglied
- Die Werkaufführung wird im Voraus beim
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! angemeldet. Bitte Werk, geplanter Konzertort und geplantes Datum angeben. - Die Auszahlung des Aufführungsbeitrags erfolgt nach der ersten Aufführung
Vertreter des Vorstandes werden die Konzerte gerne besuchen.
(Bild von unbekannt - Robert Lienau Musikverlag, PD-alt-100)
Paul Juon (1872 - 1940) und dessen Musik
Paul Juon ist in vieler Hinsicht ein 'Grenzgänger'. Offenkundig geographisch, in einer Zeit, in der die Welt politisch im Umbruch ist, aber auch aus musikalischer Sicht. Er lebt und wirkt zwischen Romantik und Moderne. Sein erfolgreiches Ringen um eine eigenständige Tonsprache ist seinen Werken anzuhören und mit ein Grund der Faszination für diesen Komponisten. Speziell im rhythmischen Bereich trägt er Wesentliches zur Weiterentwicklung der Musik im 20. Jahrhundert bei.
Juon, dessen Grossvater um 1830 aus der Schweiz als Zuckerbäcker auswanderte, wurde in Moskau geboren und am dortigen Konservatorium ausgebildet, schloss seine Studien in Berlin ab und war dort rund 30 Jahre als hochgeachteter Professor an der (heutigen) 'Universität der Künste' tätig mit einer bedeutenden internationalen Studentenschar (z.B. Hans Chemin-Petit, H. Kaminski, P. Wladigeroff und vielen anderen). Nach seiner Pensionierung lebte er von 1934 bis zu seinem Tode 1940 in Vevey am Genfersee, woher seine zweite Frau stammte (die erste, eine Russin, war schon 1911 gestorben). Weitere biografische Details entnehmen Sie der Homepage www.juon.org.
Juon war in Moskau 'Enkelschüler' von Tschaikowsky; d.h. sein Lehrer Tanejew war seinerseits Schüler von Tschaikowsky und später dessen Nachfolger am Konservatorium in Moskau. Aus verschiedenen Zeugnissen, etwa aus dem Briefwechsel mit dem zum engen Freunde gewordenen Chemin-Petit, geht hervor, dass er seine Kompositionsstudenten animierte, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen, ihnen also nicht einfach aufoktroyierte, was 'richtig' sei. Er war also nicht der Lehrer, der in Berlin einfach eine Art 'russische Schule' vertreten hätte. Seine vielen Kontakte zu russischen Musikern, so etwa zu Rimsky-Korssakow, brachen auch in der späteren Berliner Zeit nicht ab. Unter anderen besuchte auch Strawinsky, eine halbe Generation jünger als Juon, den Meister in Berlin. Und es ist sehr wohl anzunehmen, dass Juons rhythmische und metrische Neuerungen etwa dessen Ballettmusik 'Le Sacre du Printemps' beeinflussten.
Juon ist kaum einzuordnen. Weder ist er 'russischer' Komponist, noch klar 'deutscher Spätromantiker' (die fragwürdige Zuschreibung 'juon, der russische brahms' erhielten auch andere, etwa Rachmaninoff oder Medtner) noch eindeutig ein 'Komponist des 20. Jahrhunderts' wie etwa Strawinsky, auch wenn er - vor allem auf rhythmischem Gebiet - viele Entwicklungen anstiess oder gar vorausnahm, etwa die 'variablen Metren' eines Boris Blacher in den 1950er Jahren.
...aber eben (siehe 1. Abschnitt) vielleicht gerade deshalb ein faszinierender, bedeutender Komponist, dessen Musik es sich lohnt, sie zu spielen und zu hören.
Ueli Falett
Präsident Internationale Juon Gesellschaft