2003 coronaPaul Juon Orchesterwerke - Aufführungsbeiträge

Die Internationale Juon Gesellschaft (IJG) hat zum 150. Geburtstag von Paul Juon acht Werke erstmals herausgegegeben. Eine Gelegenheit zum Entdecken spätromantischer Musik.

Es ist dem EOV Vorstand seit Jahren ein Anliegen die Werke von Schweizer Komponisten zu fördern. Anlässlich des Jubiläums von Paul Juon wird der EOV Erinnerungen an einen Komponisten aufleben lassen, der in Ost- und Nordeuropa gelebt hat und mit seiner Kreativität aus diesen Kulturen Musik schöpfte und gestaltete. Mit seinem Schaffen zwischen Romantik und „Neuer Musik“ erzählt er Geschichten und berichtet über Zeiten des Umbruchs. Seine grosssen weiten Melodien beeinflusst von russischer Schwermütigkeit sowie seine rhythmische, oft tänzerische Vielfältigkeit geben den Werken eine besondere Ausstrahlung, wecken das Interesse der Musizierenden und Zuhörer.

Die von der IJG herausgegebenen Werke sind in der untenstehenden Tabelle in der Spalte Edition mit "Orchesteredition IJG" gekennzeichnet. Diese Werke warten auf eine Aufführung und sind für ambitionierte Amateurorchester spielbar!

Der EOV fördert die Aufführung der Werke mit einem finanziellen Beitrag. Die Beitragshöhe orientiert sich an der Neuigkeit der Ausgabe (Orchesteredition vor Verlag) und an der Dauer der Werke.

Die Noten der Orchesteredition können über die EOV Bibliothek bestellt werden. Unsere Bibliothek wird die Partitur und die Einzelstimmen elektronisch als PDF bereitstellen. Mit den folgenden Auszügen können Sie sich ein Bild über die Notenqualität machen:

Damit geeignete Werke durch die EOV Orchester mit überschaubarem Aufwand ausgewählt werden können, hat der EOV den mit Amateurorchestern erfahrenen Dirigenten Hugo Bollschweiler beauftragt, die acht von der Juon Gesellschaft herausgegebenen Werke nach aufführungstechnischen Kriterien zu bewerten. Es sind dies die folgenden Werke:

• Berceuse für Violine Solo mit kleinem Orchester, A Dur
• Jngeborgs Klage
• Thema mit Variationen für Orchester
• Ballett Suite aus dem Tanzpoem «Psyche»
• Drei Sinfonische Skizzen
• Aus einem Tagebuch
• Tanz Capricen
• Sinfonie Nr. 1, fis Moll

Neben der quantitativen Bewertung, die schnell einen Überblick verschaffen soll, in welchem Schwierigkeitsgrad sich ein Werk befindet, gibt der Bericht auch Einblick in die spezifischen Herausforderungen. Somit können kritische Stellen schnell identifiziert und genauer geprüft werden.

Der vollständige Bericht gibt für jedes der aufgelisteten Werke die Besetzung, die Dauer sowie die aufführungspraktischen Einschätzungen in den folgenden Dimensionen wieder:

  • Virtuosität, Tempo
  • Tonarten, Intonation
  • Länge, Ausdauer, Kondition
  • Rhythmus, Ensemble-Komplexität
  • Solostellen, solistische Anforderungen
  • Dirigat 

Die Verlage bieten ihre Werke nur als Leihnoten an. Bitte wenden Sie sich direkt an den jeweiligen Verlag. Im folgenden eine Übersicht über die Orchesterwerke von Paul Juon: 

TitelOpusEntstehungBesetzungDauerEditionEOV Aufführungsbeitrag
Orchesterwerke            
Thema mit 8 Variationen     2 2 2 2 - 4 2 0 0 - Str 9' Orchesteredition IJG CHF 400
Jngeborgs Klage -Ballade für grosses Orchester 3a 1894 2 2 2 2 - 4 2 3 1 - Timp, Hp, Str 9’ Orchesteredition IJG CHF 400
Sinfonie Nr. 1, fis-Moll 10 1895 2 2 2 2 - 4 2 3 0 - Timp, Str 40’ Orchesteredition IJG CHF 2000
Sinfonie Nr. 2, A-Dur 23 1903 3 3 2 3 - 4 2 3 1 - Timp, Hp, Str 42’ Lienau/Schott CHF 1600
Vaegtervise (Wächterweise) Fantasie nach dänischen Volksliedern 31 1904 3 3 2 3 - 6 2 3 1 - Timp, Perc, Str 18’ Lienau/Schott CHF 600
Ballet-Suite Aus dem Tanzpoem 'Psyche' 32a 1905 3 3 3 3 - 4 3 3 1 - Timp, Perc, Hp, Str 30’ Orchesteredition IJG CHF 2000
Aus einem Tagebuch Symphonische Skizzen für grosses Orchester 35 1906 3 3 3 3 - 4 3 3 1 - Perc, Hp, Str 23’ Orchesteredition IJG CHF 1600
Eine Serenadenmusik 40 1907 2 1 2 2 - 2 0 0 0 - Timp, (+Trgl), Str 24’ Lienau/Schott CHF 1200
Sinfonische Musik (nach dem Quartett op. 50) 50a 1911 2 2 2 2 - 3 0 0 0 - Timp, Perc, Klav, Str 30’ Lienau/Schott CHF 1200
Suite in 5 Sätzen 93 1934 2 2 2 2 - 4 2 1 0 - Timp, Perc, Str 23’ Birnbach CHF 1200
Anmut und Würde Suite für Orchester 94 1936 3 2 2 3 - 4 2 3 1 - Timp, Perc, Str 18’ Lienau/Schott CHF 600
Rhapsodische Sinfonie 95 1937 3 3 3 3 - 4 3 3 1 - Timp, Perc, Hp, Str 44’ Lienau/Schott CHF 1200
Tanz-Capricen 96 1938 4 3 3 3 - 4 3 3 1 - Timp, Perc, Hp, Str 28’ Orchesteredition IJG CHF 2000
Sinfonietta capricciosa 98 1939 2 3 2 3 - 4 3 0 0 - Timp, Perc, Str 30’ Lienau/Schott CHF 1200
Drei Sinfonische Skizzen - - 2 2 2 2 - 4 2 3 1 - Timp, Perc, Hp, Str 18’ Orchesteredition IJG CHF 1200
Werke für Soloinstrument(e) und Orchester            
Kammersinfonie für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott, Klavier und Streichorchester 27 1905 0 1 1 1 - 1 0 0 0 - Klav, Str 38’ Lienau/Schott CHF 1200
Berceuse für Violine und kleines Orchester 28, 3 1905 2 1 2 2 - 2 0 0 0 - Perc, Hp, Str 3’ Orchesteredition IJG CHF 400
Violinkonzert Nr. 1, h-Moll 42 1908 3 2 2 3 - 4 2 0 0 - Timp, Perc, Hp, Str 30’ Lienau/Schott CHF 1200
Konzert für Violine, Violoncello und Klavier mit Orchester (Episodes concertants) 45 1910 2 2 2 3 - 4 2 3 1 - Timp, Str 40’ Lienau/Schott CHF 1200
Violinkonzert Nr. 2, A-Dur 49 1911 2 2 2 2 - 4 2 3 0 - Timp, Str 31’ Lienau/Schott CHF 1200
Mysterien Tondichtung für Violoncello und Orchester 59 1914 3 3 3 3 - 4 2 3 1 - Timp, Perc, Hp, Str 21’ Leuckart CHF 600
Violinkonzert Nr. 3, a-Moll 88 1930 2 2 2 2 - 2 2 0 0 - Timp, Perc, Str 31’ Birnbach CHF 1200
Burletta Konzertstück für Violine und Orchester 97 1939 3 2 2 2 - 4 2 0 0 - Timp, Perc, Str 12’ Lienau/Schott CHF 400
Werke für kleines Orchester            
Fünf Stücke für Streichorchester 16 1901 Str (mit Perc ad lib.) 16’ Lienau/Schott CHF 600
Serenade für Streichorchester 85 1928 Str (mit Klav ad lib.) 15’ Lienau/Schott CHF 600
Kleine Sinfonie für Streichorchester (Schulorchester) 87 1929 Str (mit Klav ad lib.) 16’ Lienau/Schott CHF 600
Divertimento für Streichorchester (Schulorchester) 92 1933 Str (mit Klav ad lib.) 20’ Birnbach CHF 600

Liste als PDF 

Bedingungen

 Die Beiträge werden unter folgenden Bedingungen vergeben:

  • Das Orchester ist EOV Mitglied
  • Die Werkaufführung wird im Voraus beim Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! angemeldet. Bitte Werk, geplanter Konzertort und geplantes Datum angeben.
  • Die Auszahlung des Aufführungsbeitrags erfolgt nach der ersten Aufführung

Vertreter des Vorstandes werden die Konzerte gerne besuchen.

(Bild von unbekannt - Robert Lienau Musikverlag, PD-alt-100)


Paul Juon (1872 - 1940) und dessen Musik

Paul Juon ist in vieler Hinsicht ein 'Grenzgänger'. Offenkundig geographisch, in einer Zeit, in der die Welt politisch im Umbruch ist, aber auch aus musikalischer Sicht. Er lebt und wirkt zwischen Romantik und Moderne. Sein erfolgreiches Ringen um eine eigenständige Tonsprache ist seinen Werken anzuhören und mit ein Grund der Faszination für diesen Komponisten. Speziell im rhythmischen Bereich trägt er Wesentliches zur Weiterentwicklung der Musik im 20. Jahrhundert bei.

Juon, dessen Grossvater um 1830 aus der Schweiz als Zuckerbäcker auswanderte, wurde in Moskau geboren und am dortigen Konservatorium ausgebildet, schloss seine Studien in Berlin ab und war dort rund 30 Jahre als hochgeachteter Professor an der (heutigen) 'Universität der Künste' tätig mit einer bedeutenden internationalen Studentenschar (z.B. Hans Chemin-Petit, H. Kaminski, P. Wladigeroff und vielen anderen). Nach seiner Pensionierung lebte er von 1934 bis zu seinem Tode 1940 in Vevey am Genfersee, woher seine zweite Frau stammte (die erste, eine Russin, war schon 1911 gestorben). Weitere biografische Details entnehmen Sie der Homepage www.juon.org.

Juon war in Moskau 'Enkelschüler' von Tschaikowsky; d.h. sein Lehrer Tanejew war seinerseits Schüler von Tschaikowsky und später dessen Nachfolger am Konservatorium in Moskau. Aus verschiedenen Zeugnissen, etwa aus dem Briefwechsel mit dem zum engen Freunde gewordenen Chemin-Petit, geht hervor, dass er seine Kompositionsstudenten animierte, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen, ihnen also nicht einfach aufoktroyierte, was 'richtig' sei. Er war also nicht der Lehrer, der in Berlin einfach eine Art 'russische Schule' vertreten hätte. Seine vielen Kontakte zu russischen Musikern, so etwa zu Rimsky-Korssakow, brachen auch in der späteren Berliner Zeit nicht ab. Unter anderen besuchte auch Strawinsky, eine halbe Generation jünger als Juon, den Meister in Berlin. Und es ist sehr wohl anzunehmen, dass Juons rhythmische und metrische Neuerungen etwa dessen Ballettmusik 'Le Sacre du Printemps' beeinflussten.

Juon ist kaum einzuordnen. Weder ist er 'russischer' Komponist, noch klar 'deutscher Spätromantiker' (die fragwürdige Zuschreibung 'juon, der russische brahms' erhielten auch andere, etwa Rachmaninoff oder Medtner) noch eindeutig ein 'Komponist des 20. Jahrhunderts' wie etwa Strawinsky, auch wenn er - vor allem auf rhythmischem Gebiet - viele Entwicklungen anstiess oder gar vorausnahm, etwa die 'variablen Metren' eines Boris Blacher in den 1950er Jahren.

...aber eben (siehe 1. Abschnitt) vielleicht gerade deshalb ein faszinierender, bedeutender Komponist, dessen Musik es sich lohnt, sie zu spielen und zu hören.

Ueli Falett
Präsident Internationale Juon Gesellschaft