DV mit Orchesterwerkstatt in Heiden

Die 92. Delegiertenversammlung des EOV fand am 21./22. April 2012 im Kursaal des schönen Biedermeierdorfes Heiden statt. Das Appenzeller Kammerorchester sorgte mit seiner ausgezeichneten Organisation und seinen Darbietungen für einen gelungenen und unvergesslichen Anlass.

Der Einladung des EOV-Vorstands folgten 67 Delegierte aus 49 Orchestern.
Die Traktanden Jahresbericht 2011, Rechnung 2011 sowie Budget 2012 liessen keine Fragen offen und wurden genehmigt.
Die Pauschalgebühren für die SMZ und die Suisa bleiben für dieses Jahr unverändert, wobei hier anzufügen ist, dass künftig Unterhaltungsanlässe mit Tanz mit der Suisa separat abgerechnet werden müssen.
Nach der Demission von Sandra Habermacher hielt nun mit Jolanda Moser aus Thun wiederum eine Juristin Einzug im EOV-Vorstand. Einen Wechsel gab es auch bei der Kontrollstelle: Nebst dem Seniorenorchester Aarau (bisher) amtet nun auch der Orchesterverein Oerlikon als Revisor.

Nach der Versammlung sowie am Sonntagmorgen trafen sich die Werkstatt-Teilnehmer zu den Proben. Die beiden Formationen - Kammerorchester, Leitung: Jürg Surber und Sinfonieorchester, Leitung: Christoph Brunner - präsentierten sich am Sonntag in der Kirche Heiden den Konzertbesuchern. Einer der Höhepunkte des Wochenendes war denn auch die Uraufführung des von Oliver Waespi komponierten Werkes "La Partenza". Er hatte vom EOV den Auftrag erhalten, ein sinfonisches Werk mit Bezug zur schweizerischen Volksmusik für den Anlass in Heiden zu erschaffen.

Appenzeller Kammerorchester

Für die Organisation der DV zeichnete das Appenzeller Kammerorchester verantwortlich.
Nachdem dessen Mitglieder die DV-Teilnehmer mit einem Apéro begrüsst hatten, sorgte es auch für die musikalische Umrahmung der Versammlung. Dargeboten wurden Kompositionen des Brasilianischen Komponisten Heitor Villa-Lobos: „Bachianas“ Nr. 1 und Nr. 5 (gespielt vom 8-köpfigen Cello-Ensemble, bestehend aus Celloregister des AKO und Kantonsschülern).
Als Abendunterhaltung gab ein Ensemble des AKO lüpfige Appenzeller Musik zum Besten und trug damit zur guten Stimmung bei.
Auch für das leibliche Wohl wurde bestens gesorgt: Während nach der Versammlung allen DV-Teilnehmern eine Gulasch-Suppe offeriert wurde, verwöhnten die AKO-Mitglieder die Musiker anlässlich des Sonntag-Konzerts u.a. mit selbst zubereiteten reichhaltigen Sandwiches.

Den Mitgliedern des AKO gebührt ein herzlicher Dank für das überaus grosse Engagement und die vorzügliche Organisation!

Bilder der DV finden Sie unter: http://www.kammerorchester-ar.ch/cms/index.php/bilder

Uraufführung von Oliver Waespis "La Partenza"

Der EOV hatte mit der Unterstützung von Pro Helvetia erstmals einen Wettbewerb zur Vergabe des EOV Kompositionsauftrages durchgeführt. Die Jury bestand aus dem EOV Präsidenten Daniel Schranz, den EOV Vorstandsmitgliedern Maurice Dentan, Ursula Gross und Sandra Habermacher (Vorsitz), sowie den beiden externen Experten Heinz Marti (Komponist) und Jürg Surber (Dirigent). Oliver Waespi hatte die Jury mit seinem originellen Konzept, seiner enormen Klangfantasie und seinem meisterlichen Handwerk überzeugt und sich gegen seine rund 30 Mitbewerber durchgesetzt.

Oliver Waespi wurde 1971 in Zürich geboren und lebt heute in Bern. Er absolvierte ein Kompositionsstudium an der Musikhochschule Zürich bei Gerald Bennett und Andreas Nick sowie einen Studienaufenthalt an der Royal Academy of Music in London. Verschiedene seiner Werke wurden mit Kompositionspreisen ausgezeichnet: unter anderem erhielt Oliver Waespi 2003 den Internationalen George Enescu–Kompositionspreis für sinfonische Musik, 2005 das Werkjahr in London der Zuger Kulturstiftung Landis&Gyr sowie 2009 einen Preis bei der Uuno Klami-Competition in Finnland. Die Musik von Oliver Waespi wurde in vielen Ländern Europas sowie in Australien, Japan, Singapur und den USA aufgeführt, unter anderem am Schweizerischen Tonkünstlerfest, am George Enescu-Festival oder verschiedenen WASBE-World Conferences. Zu den zahlreichen Interpreten gehören namhafte Sinfonieorchester und Kammerensembles, Solisten, Chöre sowie renommierte Bläserensembles.

Der Komponist erzählt in „La Partenza“ eine alte Sage aus dem Kanton Graubünden. Die Geschichte, welche Oliver Waespi in seiner eigenen musikalischen Sprache neu erzählt, wurde inspiriert von der Canzun da Sontga Margriata, einem epischen Lied aus der Bündner Volkstradition. Das Lied handelt von der heiligen Margriata, einer Art weltlicher Heiligengestalt. Margriata arbeitete sieben Jahre lang als Mann verkleidet auf einer Alpwirtschaft. Ein Hirtenbube, der ihr Geheimnis – ihre ldentität als Frau – entdeckt hat, will sie dem Senn verraten. Sie bittet den Hirten, ihr Geheimnis zu wahren und verspricht ihm reiche Schätze, wenn er schweigt. Doch der Hirte hört ihre Bitte nicht und verrät dem Hirten ihr Geheimnis. Da verlässt Margriata die Alp, eher traurig als wütend. Mit ihr verschwinden auch die Kräfte, welche der Alp lange Jahre eine blühende Fruchtbarkeit beschert hatten. Die Quellen versiegen, die Alp verdorrt, die Tiere sterben, und die Wiesen werden wieder zur Bergwüste.

Bernadette Wiederkehr